Was für ein Geschenk, an so einem schönen Sonntag, noch vor Amsel- und Rotschwänzchengesang wach zu sein.
Der frühe Morgen hat einen ganz besonderen Zauber und die Neumondatmosphäre schenkt zusätzlich Kraft für
Erwachen und Neubeginn.
Die Morgendämmerung taucht die Natur in samtwarmes Licht, so dass das Frühlingsgrün noch satter erscheint.
Im Wald bin ich vielleicht gerade der einzige Mensch und die Tiere fühlen sich recht ungestört. Emsiges Treiben und lautstarkes Tirilieren, dem ich Zeuge sein darf. Es duftet nach Schlehe, Waldkräutern und nach Lebendig-sein.
Während die Straßen verlassen warten und die Häuser im Dorf noch verschlafen ihre Läden geschlossen halten, pulsiert hier das Leben in jedem kleinsten Winkel.
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Frühlingserwachen.
Angekommen an der Teufelsburg liegt die Sonnengeburt in den letzten Wehen.
Ganz leise wird der Tag geboren.
Der erste Strahl berührt das Herz und weckt doch recht änliche Gefühle, wie solche, die man bei der Geburt eines kleinen Menschenkindes erleben darf.
Atemberaubend, demütig, dankbar verweilend halte ich inne, während die Sonne sich mehr und mehr ins Leben schafft.
Zwei Tauben und ein Rabe streiten sich lautstark um den besten Sitz im Efeu.
Letztendlich findet jeder seinen Platz.
Der heiße Tee funkelt und dampft wie heilige Medizin.
Vielleicht ist er das auch – hier an diesem magischen Ort, in dieser natürlichen Harmonie.
Sein klarer Thymianduft wärmt geborgen von innen, die Sonnenstrahlen tuen es ihm im Außen gleich. Wie heilender Balsam legen sich beide auf die Seele nieder. Ich werde ganz ruhig und komme an in der Stille.
In meiner Stille.
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